Projekt und Realisation
Verena Lafargue Rimann
Sound
Christophe Fellay
Bildtechnik + Animation + Fotos
Thomas Batschelet
Video + Fotos
Verena Lafargue Rimann
Ausstellungsort
CentrePasquArt Biel/Bienne,x-mas+, Salle Poma, 2009,Pressemitteilung CentrePasquArt

Der Ausspruch ein Leben lang wird ersetzt durch ein Steinwurf lang. Das Projekt versucht den Raum nach verschiedenen Gesichtspunkten zu bespielen. Dabei spielt die Phänomenologie von Merleau-Ponty eine entscheidende Rolle.

Der Raum ist nicht eine Schachtel oder ein Behälter, der die Dinge, Lebewesen und Sphären umschliesst, sondern der Raum ist eine Beziehungsstruktur zwischen ständig sich in Bewegung befindenen Körpern. Die unterschiedlichen Anordnungen der Körper zueinander beinhalten eine Perspektivenvielfalt, insofern dieses relativistische Raumverständnis gedacht wird. Räume sind demnach instabil, auch wenn sie als Heimat fungieren.

Merleau-Ponty beschreibt den Raum wie folgt. „Der Raum ist kein wirkliches oder logisches Milieu, in welches die Dinge sich einordnen, sondern das Mittel, durch welche eine Stellung der Dinge erst möglich wird. Mit anderen Worten, statt den Raum als ein Äther, in dem die Dinge baden, oder abstrakter als einen allen Dingen gemeinsamen Charakter vorzustellen, müssen wir ihne als das universale Vermögen ihrer Verknüpfungen denken.“

Mit diesen Gedanken als Bezugspunkte im Raum und für den Raum, versuchte ich mein Projekt für x-mas+2009 zu definieren. Die Salle Poma als einer der grössten stützenfreien Ausstellungsräume der Schweiz, stelle ich unter Verdacht, zu klein zu sein, wenn man ihn als Raum mit vier Wänden, Boden und Deckel denkt. Die Ausdehnung der „Dimensionen“ war jenes Thema, das sich aufdrängte, um den Saal zu sprengen und den Raum ohne Deckel und Wände zu denken.

Zu diesem Dimensionen sprengenden Raumkonzept gehörte das Auditive,das den Besucher über das Ohr berührt und in räumliche Relationen setzt. Der Sound wurde einzig und allein im Ausstellungsraum aufgenommen aus Performance ähnlichen Situationen mit den Steinen, mit der sich öffnenden und schliessenden Tür und den Geräuschen in und um das Haus. Mit hochempfindlichen Mikros konnte Christophe Fellay eine überaus überzeugende in situs geschaffene Soundpartitur zum Werk schaffen.

Zum Inhalt der Arbeit und als Gegenüberstellung der in grünem Licht überfluteten Wand des Zur-Welt-Seins gehört das Imaginäre, das als brodelnde Wolke in einem unendlichen Kochen und Verwandeln von Konstellationen das Ungewisse, auf Uns-Zukommend-Unbekannte verkörpert und zwischen Weichheit und Besänftigung sowie Schrecken und Angst hin und her pendelt.

Die Videoprojektion des Zur-Welt-Seins auf der gegenüber liegenden Wand nimmt Bezug zur Leiblichkeit und zur persönlichen Erfahrung von Materie, von Natur und Körperlichkeit. Es ist eine unendliche Folge von Blättern im Wind, die sich bildlich z.T. in mehreren Schichten überlagern, sich heftig oder leise im Winde bewegen und gewiegt und verweht im In-situs-Sound des existenten Raumes rauschen.

In Opposition zu diesem Einfach-dabei-Sein nehmen die zwei restlichen Wände den Steinwurf als ideellen Anlass auf und versuchen den Raum zu sprengen. Mit einer Videoarbeit wird versucht, den Eindruck von Steinen zu erwecken, die durch den Saal fliegen und auf der gegenüberliegenden Wand ankommen, dabei immer kleiner werden und im Unendlichen verschwinden. Eine Folge von kleinen und grösser werdenen Steinen fliegen so von einder Wand zur anderen und öffnen den Raum ins unendlich Weite. So dehnt sich der Raum zum Nullpunkt hin aus, durchquert ideell die Mauer. Der Raum wird zum gleichzeitigen Innen und Aussen.

Einige dieser fliegenden Steine sind gestrandet und liegen als potenziellen Raumstifter, als grosse Bollsteine im Raum. Der in situs aufgenommene Steinsound verstärkt ihre Präsenz. Welcher Steinwurf war zu kurz? Oder warten die Steine darauf geworfen zu werden? Bin ich dieser Stein? Wie fühlt sich so ein Stein an? Wenn ich seinen Platz verändere, bringe ich welche Relationen ins Schwingen?

Die Steine sind da zum Anfassen, zum Platzieren und Kombinieren. Sie verkörpern die Relationen des Besuchers zum und im Raum.

Als Künstlerin möchte ich ein Raumerlebnis ermöglichen, das mit einem Hauch von „Wunder“ heisst Staunen den Besucher berührt.